Reisen mit dem Velomobil                             zurück      zur NSCR Reise  zur Velomobil - Seite  Küche auf Reisen


Manchmal wird man nur durch das Wetter daran gehindert, 

einfach ein paar Sachen einzupacken und einfach loszufahren. 

So ging es mir, als ich den Alleweder - Baukasten bekam und drei Wochen Urlaub hatte. Eine Woche brauchte ich, um aus einem Aluminium - Rumpf und einem großen Karton Teile ein fahrfertiges Velomobil zu bauen. Während dieser Zeit türmte jemand schwarze Wolken über Schleswig- Holstein auf und schüttete eimerweise Wasser über das Land. 

Nachdem die Arbeit am Alleweder fertig war, war natürlich gleich der Wunsch nach "Alleweder - Fahren" da. 

"Radel auf die Inseln, da regnet`s weniger" sagten Freunde zu mir.

Also packte ich Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher und anderes Küchen-Geraffel, Werkzeug, ein paar Klamotten, etwas Kleinkram ein und fuhr los. Nach 55 Kilometern fing es an zu regnen und hörte erst bei Kilometer 168 wieder auf. Im Alleweder ist die einzige notwendige Regenbekleidung ein Wachshut, ansonsten reicht ein T - Shirt.

Belohnung auf Nordstrand: Der Sonnenuntergang spiegelt sich regenfrei im Aluminium

Auf der Insel Nordstrand hatte ich am nächsten Tag für den Regen nur ein Lächeln übrig. Wer sich nicht ärgert, ist entspannter; - und eine Inselrundfahrt im Velomobil bei Regen hat auch was. Man geht halt trocken in die Cafe`s und braucht sich nicht mit nassen Regenklamotten plagen.

So konnte ich mit innerer Ruhe einer meiner Lieblingsbeschäftigungen im Urlaub nachgehen: Bei einer heißen Schokolade mit Sahne den Möwen bei ihren faszinierenden Gleitflügen durch das gnadenlose "Schietwetter" zuzusehen. Im Hafen von Strucklahnungshörn legte eine Fähre ab, um ihren Weg durch das bodenlose Grau zu suchen.

"Was willst Du denn auf den anderen Halligen? - Da ist es genau wie hier: Grün und Platt!"  Ich hatte den Besuch der anderen Nordfriesischen Inseln geplant und davon dem Campingplatzbesitzer erzählt.   "Fahr lieber nach Amrum, da wird es Dir gefallen - da gibt es Wälder, Watt, und den Kniepsand, die große Sandbank. Wenn Du Deine Ruhe haben willst,  gehst Du in den Wald oder auf den Kniepsand. Willst Du unter Leute, setzt Du dich in eines der zahlreichen Straßencafes in Norddorf."

Mein Alleweder auf einem Nordstrander Parkplatz 

Nach einem Blitz - Frühstück fuhr ich am nächsten Tag auf dem Damm des Beltringharder Kooges durch den Regen, um die 10.00 Uhr - Fähre der Wyker Dampfschiff - Reederei von Schlüttsiel nach Wittdün zu erwischen. Wie eine Vorsehung überflog plötzlich ein schneeweißer Seidenreiher den Deich: Die kannte ich aus dem heißen, sonnigen Spanien. Der hatte sich aber weit verflogen. Die Fährleute waren begeistert: Eine "Fliegende Untertasse" hatten sie noch nie transportiert. "Is das `ne Rakete?"

Als das Schiff ablegte, verstärkte sich der Regen und Himmel und Meer verschmolzen zu einem nicht definierbaren Etwas. Unwirklich tauchten hin und wieder Halligen auf, wo Menschen  die Fähre verließen und andere sich einschifften.

Alleweder auf der  Fähre "Uthlande" von oben

"So, mien Jung`, denn for man los!"  Die Fähre hatte im Wittdüner Hafen angelegt und der Fährmann forderte mich in unmissverständlichem Plattdeutsch auf, mich in die Sintflut zu wagen. Ich setzte schnell die Klarglas - Brille auf und zog den Hut tiefer in das Gesicht. Bäh! ein fetter Regentropfen zerplatzte auf der Nase.

Bei der Tourist - Information in Nebel konnte ich das Alleweder im "Regenschatten" abstellen und  trocken aussteigen. "Nein, tut mir leid, ein freies Zimmer gibt es auf der ganzen Insel nicht mehr." So ein Schiet, und das bei dem Regen. Der Angestellte in der Tourist - Info war sehr nett und hilfsbereit. Ein storniertes Zimmer für 160 Mark kann ich aber nicht bezahlen. "Sie können ja erst mal auf den Campingplatz fahren. Morgen rufen Sie mich an und fragen noch mal nach, denn wir haben immer Stornierungen".  Gute Idee, vielen Dank!   Ich sah mich noch etwas um, weil ich erst mal die Neugier befriedigen wollte.

Draußen standen 20 Kinder um das Alleweder herum und es nieselte nur noch. "Was Ist das?, Wie fährt das?, Wo ist der Motor?, Wie lenkt man das? Was kostet das?, Wie schnell ist das? Braucht man dafür einen Führerschein?...

Als ich endlich losfuhr war deutlich zu spüren, das die Sonne begonnen hatte sich durch die Wolkendecke zu graben.

Der Morgen nach dem Regen - Campingplatz auf Amrum. Frühstück mit netten Leuten, die neugierig vorbeischauten.

Der junge Mann an der Rezeption des Campingplatzes war sichtlich irritiert. "Was ist das denn überhaupt???"

Autos waren auf dem Platz verboten und müssen auf dem Parkplatz davor abgestellt werden, Caravans werden mit einem alten Trecker auf den Platz gezogen. 

"Ein Fahrrad ist das?!.............äääääh - ja, denn können Sie auf den Platz fahren...! Als ich das Alleweder über den Bohlendamm schob, hatte ich alle Augen auf dem Campingplatz, einschließlich der der Katzen und Hunde, im Nacken. Ich fand ein Plätzchen neben dem Damm und baute das Zelt auf. Nachdem ich alles aus dem Velomobil geholt und im Zelt verstaut hatte, schien die Sonne. 

Der Campingplatz auf Amrum mit Bohlendamm - mitten in den Dünen

Der erste Blick auf den Kniepsand weckt Wüstengefühle. Es war Ebbe und das Wasser nicht zu sehen - statt dessen Sand bis zum Horizont. Man bekommt ein starkes Gefühl von Freiheit und unendlicher Weite. Selbst eine große Menschenmenge verliert sich in der scheinbaren Endlosigkeit des Kniepsandes.

Der Kniepsand - unendliche Weiten...

Hier geht es zum zweiten Teil des Reiseberichtes