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Warum nicht mal im November nach Dänemark?

Dänemark bietet gerade im November Ruhe und Entspannung, wenn die großen Touristenströme vorüber sind und das Wetter nur hartgesottene Cycletraveller nicht davon abhält, einige Hundert Kilometer bei typischem Herbstwetter zu fahren.

Wer wie ich in Schleswig - Holstein lebt, hat natürlich den Vorteil schnell an der Grenze zu sein.
Es bleibt dann nur noch die Qual der Wahl zwischen West - und - Ostküste, wobei ich die Westküste bevorzuge; ganz besonders die Landschaft von Blåvands Huk bis Skagen.

Leuchtturm von Blaavand, Wegweiser für Seefahrer
Blåvands Fyr - der Leuchtturm vor der Esperance Bugt.


Dänemark ist das Land der Ferienhäuser - so bietet es sich an, eines zu mieten. Man kann dann die Anreise mit dem Fahrrad machen und vor Ort Tagestouren fahren. 

Die Tour im November 2003 begann am 21.11. um 01.50 morgens. Immerhin wollten wir ungefähr um 20.00 Uhr in Ribe sein, nach ungefähr 240 Kilometern. Das Wetter war eher frühherbstlich: stark bewölkt, diesig, 10 Grad mit Neigung zu Nieselregen, der uns nach 2 Stunden Fahrt in Burg am Nord - Ostsee - Kanal einholte. Zwei Stunden später konnten wir die Regenanzüge wieder ablegen. Die Fahrt über den hügeligen Holsteiner Mittelrücken war doch schwieriger, als wir gedacht hatten, so das wir mehr Zeit brauchten als geplant. In der Dämmerung erwischten wir auch noch einen falschen Weg - weit und breit keine Straße zu hören. nur neugierige Schafe - , so das wir in Höhe von Heide zwei Stunden im Verzug waren. Bei einer Pause in Friedrichstadt entschlossen wir uns, nicht mehr den geplanten Weg abseits des Hauptverkehrs zu nehmen, sondern die Bundesstraße. Damit wollten wir die verlorene Zeit wenigstens teilweise wieder aufholen.

In Tønder wurde es dunkel. Die Verkehrsplaner bescherten uns dann noch eine Stadtrundfahrt um den Weg nach Ribe zu suchen, denn die Hauptstraße ist für Radfahrer auf einer Strecke von 4,5 Kilometern gesperrt. Dafür darf man dann 5 km fahren, davon Wegesuchenderweise 3 km durch die Stadt. Wenn man wieder auf der Hauptstraße ist, braucht man starke Nerven, jedenfalls auf den Abschnitten ohne Radweg.

Viele dänische Autofahrer blenden für andere Verkehrsteilnehmer nicht ab, so das man den 40 cm breiten Radstreifen auf der Straße nicht mehr sehen kann. Die Lastwagenfahrer ignorieren den Radfahrer auf der Straße völlig und überholen mit 120 km/h und 50 cm Seitenabstand.
Dadurch hat das Radfahren in Dänemark an Qualität verloren. 

Trotzdem erreichten wir die Bed and Breakfast - Pension "Rådhus Conditoriet" wohlbehalten um 20.55 Uhr. Die letzten 3 Stunden hatte es geregnet, so verwandelten wir unser Zimmer erst mal in einen Trockenraum. Anschließend fielen wir ausgehungert über unsere Vorräte her und danach übermüdet in die Betten.

Schönes Zimmer in der Rathaus Konditorei
unser Zimmer in der Rådhus Conditoriet

Am nächsten Morgen starteten wir um 10.00 Uhr auf der North Sea Cycle Route nach Oksbøl. Wir wollten heute keinen Autolärm und zogen die Ruhe des Weges am Deich vor. Hin und wieder rief ein Brachvogel oder eine Möwe.


Blaus Meer, Blauer Himmel
Die Nordsee mit Wolkenüberladenem Himmel


Bis Esbjerg konnten wir diese Ruhe genießen, dann ging der Stress wieder los. Die North Sea Cycle Route führt den Reisenden nicht durch die Innenstadt, sondern durch die nordwestlichen Gebiete von Esbjerg.  In der Nähe des Aquariums und der "Menschen am Meer" trifft man wieder auf die Nordsee, man muss sich aber noch bis Hjerting die Straße mit vielen lauten Autos teilen. In Esbjerg begann auch der Nieselregen wieder.

Hinter Hjerting führt die North Sea Cycle Route den Radwanderer auf Nebenstrecken, nur die Varde Å muss auf der Haupstraße überquert werden. Anschließend bieten ruhige Nebenstrecken eine schöne, etwas hügelige Landschaft mit Wäldern, Wiesen und Auen.
Bis nach Blaavand ist es von hier nur noch ein "Katzensprung".

Muscheln in der Brandung
Strand bei Blaavand

 

ich werde ein Quinoa - Eintopf
Zutaten für des Abendessen:
Belohnung für den weiten Weg

 
 


Anno 2004
Nachtfahrt nach Rømø


Fertig zum Start,
mit Reflektoren und Taschenlampe

Im November 2004 sollte es nach Rømø gehen. Die Streckenlänge beträgt 230 Kilometer, für die wir 20 Stunden fahren wollten. Um rechtzeitig mit unseren Freunden am Samstag um 17.00 Uhr einzutreffen und nicht in Zeitdruck zu geraten, legten wir die Startzeit auf Freitag 19.00 Uhr. Es war nebelig und kalt, aber der Vollmond erhellte die Landschaft auch durch die dicke Wolkendecke etwas.
Nach 10 Kilometern fing es an zu regnen und hörte erst hinter dem Nord - Ostsee - Kanal wieder auf. Danach wurden wir nur noch zeitweise durch leichten Sprühregen und hin und wieder einem kurzen Schauer belästigt.
Nachts zu Reisen hat den Vorteil, das wenig Autoverkehr auf den Straßen herrscht. So kann man ohne Lärmbelästigung und Landkarten- Lese - Pausen die Bundesstraßen benutzen.  Allerdings sollte man auf übermüdetete und betrunkene Autofahrer achten, die selbst eine grell erleuchtete fliegende Untertasse übersehen würden.

Pause vor der Eiderbrücke bei Tönning
Luxus: Überdachter Pausenplatz mit Windschatten an der Eiderbrücke vor Tönning

Im Laufe der Nacht riss die Wolkendecke auf und der Vollmond erhellte die Landschaft. So war Husum schnell erreicht und der  Weg zur Arlau - Schleuse schnell gefunden. Eine Schleiereule spielte auf ihrer Jagd nach Mäusen mit den Windverwirbelungen am Deich. Hin und wieder leuchteten Marderaugen am Straßenrand; Schafe schliefen dichtgedrängt und trotzten Wind und Kälte. Die markanten Rufe der Rotdrosseln verrieten uns, das noch andere Nachtwanderer unterwegs waren.

Während unseres Kampfes mit der bleiernen Müdigkeit begann die Dämmerung und am Fährhafen Schlüttsiel ging die Sonne auf. Im Sonnenlicht war es einfach, die kleinen Wegweiser der North Sea Cycle Route zu finden. Möchte man die NSCR am Deich benutzen, sollte man sich 30 Minuten für 10 km mehr Zeit nehmen - denn man muss in kurzen Abständen immer wieder  absteigen um Schafgatter zu öffnen. Vorher verhinderte ein starker Kaffee aus der Dorfbäckerei in Ockholm den Drang zum Einschlafen - was auf einem Liegerad ohne weiteres möglich ist.

Wir hatten uns vorgenommen, eine Abkürzung zu nehmen. Aber wir wussten nicht, ob der Grenzübergang Norddeich geschlossen oder geöffnet war. Sollte der Grenzübergang nicht geöffnet sein, würden wir 10 km Umweg über Rudbøl fahren müssen. In Emmelsbüll zeigte uns ein spezieller Fahrrad - Wegweiser, das Højer nur noch 15 km entfernt war. Das Glück war auf unserer Seite.
Der Deich hinter dem Hafen von Højer bot uns Windschatten für ein ausgiebiges Mittagessen, danach ging es direkt am Deich weiter nach Emmerlev und dort auf die North Sea Cycle Route Richtung Hjerpstedt. Mit etwas Rückenwind auf der Hauptstraße war Vesterende - Ballum schnell erreicht, hier wollten wir wieder auf die NSCR am Deich. Wegen der Schafgatter, die auch hier viel Zeit kosten, nahmen wir nach kurzer Zeit wieder die Hauptstraße - wir würden noch viel Kraft für den Damm nach Rømø brauchen.

Der Damm nach Rømø - am Horizont ist Insel
Foto: Matthias Drenkhahn
 

Westwind - Stärke 3 bis 4, kalter Nieselregen im Gesicht und viele Autos; rufende Austernfischer und gleitende Möven: Die zehn Kilometer lange Fahrt auf dem Damm ist nicht so langweilig wie es auf den ersten Blick aussieht. Trotzdem trugen wir einen harten Kampf mit der Müdigkeit aus. Immerhin waren wir schon 30 Stunden auf den Beinen und davon 20 Stunden auf den Rädern. Freudiges Hupen und Winken: in der Mitte des Dammes hatten unsere Freunde mit Autos uns eingeholt. Mit nur einer halben Stunde Verspätung nach unserer Zeitplanung trafen wir bei "unserem" Ferienhaus ein.


 

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