Bei Wittdün ist der Strand wirklich voll, aber schon in der nähe des Campingplatzes wird es weniger. Eine halbe Stunde weiter nach Norden war ich alleine auf dem "Wüstenplaneten". Hier öffnet sich dem Reisenden eine eigenartige Welt - die Welt der Sandleute von Amrum. Schon von weitem sieht man eigenartige, Himmel und Sand verbindende Treibselarchitekturen aus der Hand künstlerisch begabter Wesen in der Unendlichkeit. Ein Blick durch das Fernglas offenbart eine Art Totempfähle. Später traf ich dann auf nicht bewohnte, kunstvolle Bauwerke, welche die üblichen Strandkörbe Blass aussehen lassen.

Ein Beispiel für eine der kleineren Treibselarchitekturen. 

Lichtimpressionen vom Kniepsand


"Bis dahin warst Du nur? Dann hast Du ja noch gar nichts gesehen. Das wird noch interessanter, wenn Du noch weitergehst." Ich sprach auf dem Campingplatz mit einem Mann, der Amulette, Tonpfeifen und andere selbstgemachte Dinge aus Naturmaterialien verkaufte, über meine Entdeckungen.
Als ich zwei Jahre später im Rahmen der North Sea Cycle Route Eröffnungstour auf den Orkney - Inseln war und mich im Rahmen des Besuches von Skara Brae mit der keltischen Kultur befasste, erinnerte ich mich wieder an einige dieser zeitlosen Kunstwerke auf dem Kniepsand.


"Ich musste einen Reifen flicken und beobachtete schon eine Weile die näherkommende Staubwolke, die in der Hitze der glühenden Sonne merkwürdig flimmerte. Dabei musst Du wissen, das die Menschen in der Pampa verschieden sind und Du nie weißt, ob es Freund oder Feind ist. Dann kamen die drei harten Kerle auf ihren Pferden und schauten mürrisch. Es waren Gauchos. Einen kurzen Moment später kam dann das erlösende strahlende Lächeln: "Hola Hombre, Que Tal?"
Mein Velomobil hatte auf dem Campingplatz einen Radwanderer angelockt, der vom Nordkap kam und auf dem Weg nach Hause hier Station machte. Er berichtete von seiner Radreise in Argentinien. Später sprachen wir noch über seine Nordkap - Tour und ich konnte ihn mit einem Reisebericht über meine Schottlandreise auf die Äußeren Hebriden nach Stornoway begeistern. 

Ein Velomobil ist für einen Alleinreisenden eine gute Möglichkeit mit anderen Leuten in`s Gespräch zu kommen. Allerdings hatte ich manchmal bei den touristischen Hot Spots das Problem, von anderen Touristen festgequatscht zu werden; aber im Urlaub hat man ja Zeit. So kann man die Vorzüge des Alleinreisens genießen ohne jedoch ganz ohne Gesellschaft zu sein.

Amrum ist eine "Fahrradinsel". Man kann am Hafen und in jedem Dorf Fahrräder mieten und hat so "Holländische Verhältnisse". Freundlich bittet die Inselverwaltung darum, das Auto auf dem Festland zu lassen. Die Insel ist wegen der geringen Ausdehnung auch wie geschaffen für den Radverkehr. Ich war in Norddorf und wollte kurz vor Ladenschluss noch im Wittdüner Buchladen ein Vogelbestimmungsbuch kaufen. So legte ich mich "in`s Zeug" und fuhr unter allgemeinem Beifall der anderen Touri`s ("Boah, guck mal, ein Silberpfeil!) von Norden nach Süden in einer viertel Stunde. Obwohl ich noch nie in dem Buchladen war kam prompt die Frage: "Sind Sie nicht der mit dem silbernen Fahrrad - Auto?" 
Ich mag die Amrumer. 



Der erste Eindruck, den man von Amrum bekommt, ist zwangsläufig Wittdün, denn hier legen die Schiffe an. Wittdün wurde seinerzeit als mondäner Badeort "aus dem Boden gestampft", heute bieten diese Historismus- und Jugendstil- Gebäudearchitekturen jede Menge für das Auge. 

Fährhafen von Wittdün

Alter Hafen von Wittdün bei Ebbe

4 km weiter auf dem Weg nach Norddorf durchfährt man Süddorf. Süddorf war, bevor Wittdün gebaut wurde, tatsächlich das südlichste Dorf auf Amrum.

 

Haus in Süddorf

Nach einem weiteren Kilometer trifft man auf Nebel, was aber nicht bedeutet, das man Licht einschalten muss, sondern Fischbrötchen essen, Kaffee trinken und Leute beobachten kann. Die Bezeichnung "Nebel" für das schönste Dorf Amrums stammt aus dem friesischen und bedeutet wahrscheinlich soviel wie "Neues Bohl". 
Nebel ist sehr ursprünglich geblieben, hat an jeder Ecke Restaurants, die Inselkirche und in der Mühle das Heimatmuseum. 

Straße in Nebel - Fahrräder frei!


Norddorf erreicht man nach weiteren 4 Kilometern Fahrt am Waldrand entlang. Hier sind die meisten Straßencafés und alles ist, wie in Wittdün, "very busy".
Wir verlassen Norddorf in nördlicher Richtung und gelangen zur Odde, einem beeindruckenden Dünengelände. Das Gebiet um die Seevogelwarte trägt den exotischen Namen "Ban Remsany", klingt irgendwie fernöstlich. Von hier kann man auch eine eintägige, meditative Kniepsandwanderung nach Wittdün machen.

"Na, is diene Tiet ok all wedder vörbi?" Der Fährmann auf der "Uthlande" hatte mich gleich erkannt. Ich hatte mich dazu entschlossen, noch einen Tag länger zu bleiben und die erste Fähre gegen 06.30 Uhr zu nehmen. Die Rückreise von ca. 170 Kilometern müßte so an einem Tag zu schaffen sein. Zeit genug war auch für eine kleine Stadtrundfahrt und ein leckeres Mittagessen in Friedrichstadt, nachdem ich die Fähre um ca. 09.00 Uhr in Dagebüll verlassen hatte.

"Bitte, fahren Sie noch nicht weiter, wir haben extra noch mal umgedreht. Haben Sie ein wenig Zeit?" Die Familie aus dem südlichen Niedersachsen war völlig begeistert. Fragen über Fragen und unbedingte Zustimmung. Die Fragen waren sehr sachlich und ohne Vorurteile. Für solche Menschen habe ich immer viel Zeit.

Staunende Gesichter auch vor dem Café am Meldorfer Dom. "Pass man auf, das soll heute noch Gewittern!". Der kurze Gewitterschauer überraschte mich hinter dem Nord - Ostsee - Kanal und hatte bis auf den nassen Regenhut keine Folgen.
Nach 10 Stunden und 30 Minuten erlebnisreicher Fahrt kam ich sehr entspannt in "meinem" Dorf an und hatte nach der obligatorischen Dusche bei einem reichhaltigen Abendessen mit meinem Freund und Vermieter viel zu erzählen.

Zum Schluss möchte ich Ihnen weitere Amrumer Impressionen nicht vorenthalten

Bohlendamm durch die Dünen

Heide in der Nähe des Campingplatzes

Abenddämmerung am Steenodder Kliff

Wittdün kurz vor einem Gewitter

Abschlussarbeiten am Wrack der "Pallas"

Der Leuchtturm

Kurzer und kräftiger Regenschauer über dem Kniepsand

 

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