Looking for Adventure - Die North Sea Cycle Route in Norwegen
Auf
der norwegischen Seite des Sundes können Sie in einem Restaurant erst mal
Hunger und Durst stillen, um dann frisch gestärkt Fredrikstad mit der vollständig
erhaltenen Festung in Angriff zu nehmen. Hierfür sollten Sie mehr Zeit als
notwendig einplanen, denn der Glommastien, so heißt der Radwanderweg zwischen
Sarpsborg und Fredrikstad, begleitet Sie mit einer schönen Flusslandschaft
dorthin.
Oslo
liegt zwar nicht an der NSCR, ist aber trotzdem einen Besuch wert. Von Moss fährt
mehrmals täglich ein Zug dorthin.
Norwegen
ist felsiger und hügeliger als der bisherige Abschnitt der North Sea Cycle
Route, so dass Sie Ihre Tagesabschnitte etwas kürzer wählen sollten. Seien Sie
nicht überrascht, wenn Ihnen auf einmal eine derbe Schotterpiste, schlechter
als die in Dänemark, zur Weiterfahrt angeboten wird. Fahren oder schieben Sie
mit aller Vorsicht, und es wird Ihnen mit einer bombastischen Landschaft
gelohnt. Alte Königs- und Postwege, quer durch Wälder und über Höhen, lassen
Sie an Elfen und Trolle denken und Elche sind in einigen Abschnitten in der
Provinz Aust Agder besonders häufig. Versuchen Sie doch eine frühmorgendliche
Elchexkursion!
Verweilen
Sie in den malerischen kleinen Fjordstädten und Dörfern, die sich wie eine
schöne Perlenkette an der Nordseeküste aufreihen. Besuchen Sie historische Stätten
aus der alten und jungen Vergangenheit und sehen Sie die Wikinger lebendig
werden. Sehen Sie, wo Henrik Ibsen Apothekerlehrling war, schauen Sie sich das
Geburtshaus von Roald Amundsen an und empfinden Sie, welche Landschaften Edvard
Grieg seine Musik komponieren ließen.
Genießen
Sie jede Fähre, die Sie auf Ihrem Weg nach Bergen über Sunde und Fjorde
bringt, jede Fährfahrt bietet Ihnen auf jeden Fall beeindruckende Panoramen.
Probieren
Sie, auf welche vielfältige Art und Weise die Norweger Lachs und andere Fische
zubereiten können, diese leckeren Köstlichkeiten entschädigen für das teure
Bier.
Lange,
langsame Aufstiege haben auch ihre guten Seiten: man hat die Zeit, sich Blumen
und Vögel am Wegesrand anzuschauen. Die Wegwarte mit blauen Blüten wartet am
Weg auf Reisende und die Vögel singen Ihnen ihre Lieder. So abgelenkt, haben
Sie lange und erholsame Abfahrten in den nächsten Fjord vor sich. Zwischen Åna
Sira und dem Jøssingfjord können Sie das Gipfelfest der norwegischen North Sea
Cycle Route feiern: 275 Höhenmeter. Das hört sich zwar nicht viel an, aber
wenn Sie als typischer Flachlandfahrer wie ich da oben angekommen sind, wissen
Sie, wovon ich schreibe.
Bevor
Sie in Hå die Hängebrücke über einen reißenden Bach überschreiten, sollten
Sie im alten Pastorat den leckeren Kuchen probieren, es lohnt sich!
Zwischen
Sandness und Stavanger können sich Fliegerei Begeisterte Reisende das
Flugzeugmuseum in Sola anschauen. Leider hatte ich keine Zeit dazu.
Wenn
Sie mit der Fløyen Bahn auf den gleichnamigen Berg fahren, haben Sie einen
schönen Überblick über die Stadt.
Für
die Weiterfahrt stehen einige Fährverbindungen ab Bergen zur Verfügung. Wenn
Sie der North Sea Cycle Route nach Lerwick auf den Shetlands folgen möchten, können
Sie im Sommerhalbjahr mit der Smyril Line dorthin fahren, die auch die Färöer
Inseln und Island bedient.
Müssen
Sie wieder nach Deutschland zurück, bringt Sie die Fjordline via Egersund nach
Hanstholm, von wo es per Rad und Bahn weiter nach Süden geht.
Foto: Chris Heymans
Die Svinesundbrücke, Blickrichtung Norwegen
Der Svinesund markiert eine natürliche Grenze zwischen Norwegen und Schweden. Er und die Grenze werden von einem stabilen, aus Ziegeln errichteten Bauwerk überbrückt. Normalerweise wird diese 420 Meter lange Brücke durch tosenden Autoverkehr beherrscht, außer in jener Viertelstunde um die Mittagszeit des 27.Mai 2001. Als unsere Gruppe von ca. 20 Personen langsam und Pressewirksam More slowly,please Norwegen entgegenfuhr, wurden wir von keinem Auto gestört. Auf der anderen Seite sahen wir schon unser Empfangskomitee in den gleichen Knallgelben Ritterumhängen, die auch wir trugen. Das Kribbeln in der Wirbelsäule spüre ich noch heute, wenn ich an diese Situation denke. Norwegen war für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte und dann dieses Feeling, eine Handvoll gleichgesinnter, hartgesottener Haudegen mit Feinschliff im Rücken und das Ungewisse vor uns. Und dann waren da noch unsere norwegischen Freunde in den gelben Umhängen auf der anderen Seite. Mir kam spontan der Begriff Checkpoint Charly in den Sinn, Schauplatz der Europäischen Vergangenheit. Unsere Mission aber dient der Europäischen Zukunft.
Der
Empfang des norwegischen Teams war zwar nicht bombastisch, dafür aber um so
herzlicher. Immerhin war es dieses Team, unter dessen Federführung nach der
Idee der European Cyclist Federation
das Projekt North Sea Cycle Route verwirklicht wurde. Die Einladung zu
einem leckeren Begrüßungsessen nahmen wir natürlich an.
Danach folgte die leider zur Routine gewordene Trennung von unseren
vorigen Local Guides, die nach Schweden zurückfuhren.
Dann
ging es in rasantem Tempo in meinen weißen Fleck auf der Landkarte.
Es
begann sehr norwegisch, mit Fichten, Felsen und Fjorden. In Høysand
verließen wir dann die Nordsee, um durch Skjeberg und Hauge zu einer
Veranstaltung in Sarpsborg zu eilen. Hier gab es die üblichen Softdrinks und
verschiedene leckere Snacks. Auch die Nordsee - üblich maritime Brassband
(Blasorchester) fehlte nicht. Es war ein richtiges Volksfest, extra für uns und
die North Sea Cycle Route. Mit vielen Speeches (Reden/ Ansprachen) von
lokalen Politikern, Touristmanagern, Verbandschefs, dem Ordfører (Bürgermeister)
u.s.w. Ich machte wieder meine Arbeit und ließ von vielen Leuten unser
Logbuch signieren, unter anderem auch von Siri Bjerke, der Umweltministerin von
Norwegen.
Frau
Bjerke fuhr dann mit uns auf dem Glommastien, dem NSCR Abschnitt von
Sarpsborg nach Fredrikstad an der Glommamündung. Diese schöne Flusslandschaft
sollten Sie keinesfalls versäumen!
Fredrikstad hatte eine Überraschung für uns parat. Wir wurden vor dem Tor von
Gamlebyen, der gut erhaltenen Altstadtfestung, mit militärischen Ehren
empfangen. Der Chef der Truppe rollte ein Dokument aus und las eine Begrüßungsrede
auf norwegisch. Anschließend wurde für uns Salut geschossen, wobei die Befehle
Präsentiert das Gewehr, Legt an,
Gebt Feuer! deutlich auf preußisch gesprochen wurden. Auch hier trafen
wir wieder auf ein Stück europäische Geschichte: norwegische und preußische
Soldaten kämpften zeitweise Seite an Seite.
Der
Einmarsch in die Altstadt hinter der Paradetruppe war überwältigend. Die alten
Straßen waren voller applaudierender Menschen.
Empfang
in Fredrikstad
Nach
diesem öffentlichen Ereignis wurden wir in unsere Unterkünfte begleitet: zu
unser aller Überraschung wurden wir in einem waren Museums - Hotel
einquartiert. So haben hier also die wohlhabenden Menschen vor ca. 200 Jahren
gelebt. Es war bestimmt kein Niedrigpreis Hotel. Auf meine vorsichtige Frage
nach den Kosten bekam ich die lächelnde Antwort: Oh, sorry, you are invited,
it`s for free!
Danach
hatten wir 30 Minuten Zeit um unsere Zimmer im besten Hotel in der Festung zu
beziehen, zu duschen und uns umzuziehen.
Die
wohlschmeckenden Schnittchen und der edle Wein wurden nicht weniger, als wir in
einem großen Kreis geladener Gäste im Hof des besten Restaurants Fredrikstads
tafelten. Es war ein hochinteressanter Abend in illustrer Gesellschaft, wir
erfuhren viele Backgrounds norwegischer Politik, Kultur und des norwegischen
Wesens allgemein. Der Abend dauerte inklusive der Teambesprechung für den
folgenden Tag bis 01.00 Uhr.
Dieser Tag führte uns zuerst bei gutem Wetter, später bei etwas Regen, nach
Moss. Zuvor
jedoch besuchten wir eine Schule in Elingård, wo nach einer köstlichen Suppe
eine Lehrerin mit perfekter Stimme und sehr eindrucksvoll Solveigs Lied
aus Edvard Griegs Peer Gynt zum Nachtisch sang.
Die
nächsten Receptions waren in den Orten Tomb und in Halmstadt bei der
secundary school. Im Regen erreichten wir Moss, die Industrie - und Hafenstadt
am Oslofjord. Hier war der Empfang in der modernen Innenstadt mit typischen
Architekturen der letzten 10 - 20 Jahre. In Moss war unser Overnight Stop
und es fährt die Fähre nach Horten, um den langen Weg um den Oslofjord zu verkürzen.
Später traf auch Dorothee ein, die als Core Rider den Streckenabschnitt in
Norwegen fahren wollte.
Mit
wolkenverhangenem Himmel und etwas Regen begann der Tag, als wir uns nach Horten
einschifften. Der Oslofjord zeigte sich leider nur dunstverschleiert. Als wir an
Edvard Munchs Geburtshaus in Åsgårdstrand vorbeifuhren, regnete es noch
leicht. Während einer musikalischen Darbietung mit Rap Musik und Rappern
begann die Sonne, sich durch die Wolken zu graben.
Abenteuerlich
war die Bootsfahrt von Tenvik an der Insel Veierland vorbei nach
Nes bei Sandefjord. Eine Fähre sollte uns dorthin bringen, nach einiger
Zeit verbesserten sich unsere Local Tourguides und sprachen von einem Fjordtaxi,
welches sie bestellt hatten.
Bob flickte noch irgendwo auf dem Weg einen Reifen, als einige von uns schon am
Anleger standen und über die mögliche Größe des Schiffes/ Bootes rätselten,
die an diesem winzigen Bauwerk festmachen könnte.
Auch unsere Guides kratzten sich angesichts der Menge an Fahrrädern,
Leuten und Gepäckstücken am Kopf und einigten sich auf die Aussage: Maybe
we must half the Group... (Vielleicht müssen wir die Gruppe halbieren)
Fragende Gesichter...
Ein kleines, schnelles Boot näherte sich. No Problem! Mit unserer Hilfe
verzurrte der Schiffer einen Teil der Fahrräder außen auf dem Boot, der
andere Teil wurde drinnen verfrachtet. Core Rider, Fahrräder und Packtaschen
bildeten ein Konglomerat und der Gedanke an eine Sardinenkonserve kam auf.
Wohlbehalten lieferte der Schiffer seine einmalige Fracht mit zwei Touren im Örtchen Nes ab.
Point
of Interest auf dem Weg nach Larvik sind auf jeden Fall
die Ausgrabungen
eines Wikinger Handelsplatzes bei
Kaupang.
Gaukler in Larvik
Der
offizielle Teil fehlte auch hier nicht, ich musste mit dem Ordfører auf die Bühne
und ein paar Worte erzählen.
In dem idyllischen Künstlerstädtchen Stavern, ein paar Kilometer weiter,
empfing uns Salutdonnerndes Geschützfeuer und ein leckeres Abendessen mit
vielen Ansprachen. Dann ging es fahrradhuckepack mit dem Auto nach Helgeroa in
ein fahrradfreundliches Hotel..
Ja, die Morgenfrühe, das ist unsere Zeit, wenn die Winde um die Berge
singen. Die Sonne macht dann die Täler weit...
Genau wie dem alten Lied besungen war die Fahrt mit der Fähre zwischen den
Inseln des Langesundfjorden von Helgeroa nach Langesund. Natürlich war die
Abfahrt in aller Morgenfrühe, und das nach dem langen Abend.
Die kühle Morgenluft und die stetige Bewegung treiben einem aber schnell die Müdigkeit
aus den Knochen und man genießt einfach nur die faszinierende Landschaft und
das Gefühl des leichten Dahingleitens mit dem Liegerad.
Mit einem Bokbussen (Mobile Bibliothek) empfing uns die Provinz Aust - Agder.
Hier sollen stellenweise die Wälder voller Elche sein, die dummerweise ruhen,
wenn wir fahren.
Der Bücherbus war nun für einige Tage unser Depot, Verpflegungsstelle,
Wasserträger und nicht zuletzt trafficblocker (Verkehrsverlangsamer).
An diesem Tag war der einzige offizielle Termin die Pressekonferenz im Jegertunethotel, mitten in der Wildnis. Als wir nach halbstündiger Fahrt mit der Fähre von Øysang in Risør ankamen, hatte ein Fernsehteam noch etwas Action für uns auf Lager. So mussten wir und insbesondere mein Liegerad immer wieder pressewirksam agieren bis alle Aufnahmen im Kasten waren.
Signieren des Logbuchs in Risør
Ordfører
Thorleif Haugland von Tvedestrand lud uns zu einer Bootsfahrt nach Lyngør,
einer Autofreien Gemeinde ein. Anfangs gab es ein Problem mit einem Tau, einer
Schiffsschraube und einem dummen Zufall, aber ein anderes Boot machte dann mit
uns die Rundfahrt durch die eindrucksvolle Lyngører Bilfri (Autofrei)-
Inselchen - Welt.
In Tvedestrand hatten wir einen schönen und informativen Abend mit Thorleif
Haugland, der uns nicht nur Vordergründiges über seine Gemeinde erzählte.
Core Rider in der Provinz
AustAgder.
Die Personen von rechts nach links:
Angel Crespo, Kristian Jørgensen, Dorothee Klöckner, Bob Laing und ich selbst.
Die Männer mit Helm gehören zum Team unserer Local Guides.
Nächste Reception des folgenden Tages war Grimstad, wo Henrik Ibsen Apotheker - Lehrling war. Im Örtchen Dolholt musste ich passen: die North Sea Cycle Route führt den Radwanderer hier auf tiefgründiger Schotterstrecke auf dem restaurierten Vestlandske Hovedvei, genannt auch Gamle Kongevei (Alter Königsweg), nach Lillesand. Die erste Hälfte des Weges war mit meinem vollbepackten Quantum Toxy Miles and More nicht fahrbar, denn die Räder verloren an den geschotterten Steigungen die Traktion. Ich fuhr dann mit einem norwegischen Begleiter einen Umweg auf der normalen Straße, die landschaftlich mindestens genau so schön wie die offizielle Route ist. Dieser Weg aus der Zeit der Postreiter ist landschaftlich sehenswert, aber mit einem bepackten Reiserad leider nicht fahrbar, meine Reisegefährten hatten alle ihr Gepäck im Bokbussen deponiert. In der zweiten Hälfte der Schotterpiste war das Treffen mit dem Ordfører der folgenden Gemeinde auf einem Hügelgrat geplant, so das ich diesen Teil des alten Weges fahren wollte. Um Zeit für Schiebestrecken zu gewinnen, schickte mich mein Begleiter los, ohne auf die Gruppe zu warten. Schon am nächsten Hang verlor das Hinterrad wieder die Bodenhaftung und das Hinterrad schleuderte ohne Vortrieb den Schotter kurzerhand nach hinten. Im Stillstand verlor ich das Gleichgewicht und kippte um, rutschte einige Zentimeter nach unten und rappelte mich wieder auf. Den Staub abklopfend dachte ich noch Zum Glück hat es keiner gesehen und spürte einen langsam stärker werdenden stechenden Schmerz in der linken Wade. Ein kleiner Granitkiesel hatte sich unter die Haut geschoben. Nun, lieber Leser, wird auch klar, warum ein richtiger Globetreter sein Gepäck nicht abgibt: ich kramte schnell mein Bazillen -megatöt Desinfektionsmittel aus den Packtaschen und desinfizierte mein Taschenmesser und die Wunde. Zwei feine Schnitte beförderten den Kiesel wieder dorthin, woher er gekommen war. Pflaster auf das Loch und bloß nichts erzählen, sonst kommt mir noch irgendwer mit Ärzten und Krankenhäusern. Ich wollte aber fahren. Krönender Abschluss war landschaftlich die nicht ungefährliche Holzbrücke bei Kaldvell, deren Bild im Internet mich schon vor der Tour begeisterte, und kulinarisch die homemade (selbstgemachte) Elchsuppe der Museumschefin des Stadtmuseums von Lillesand.
Foto: Chris Heymans
Das Bild der Kaldvell - Brücke von Chris Heymans aus dem
Internet
Die Core Rider überqueren auf der Brücke den Fluss
Der nächste Tag zeigte uns die 1000jährige Eiche von Mollestad bei Birkeland,
wo wir eine kurze 2000-km-Feier abhielten.
Später wurden wir Core - Rider dann auf einer Sand - Autorennbahn dem
wohlwollenden Publikum präsentiert. Abends in Kristiansand zeigten unsere
Guides uns dann Dias der vergangenen Strecke in Norwegen.
Unsere Fahrt von Kristiansand nach Mandal verlief wegen des Pfingst - Feiertages
weitgehend unbemerkt. Ordfører Kirsten Leschbrand signierte Staffel und Logbuch
blitzartig und verschwand kräftig in die Pedale tretend Please follow me!
auf Nimmer Wiedersehen. Unspektakulär war auch der Empfang in Mandal,
Angestellte des Touristbüros begrüßten uns herzlich und statteten uns mit dem
Notwendigsten (schriftlicher Info über die Gemeinde, dem Schlüssel für unsere
Campground - Hütte und dem Frühstück) aus. Wir wurden zum Campingplatz
begleitet, wo wir uns einen ruhigen Abend machten. Später fuhren wir dann in
den Ort und machten an einer Tankstelle den Einkauf für das Abendessen; Angel
kochte seine berühmte Pasta für Long Distance Rider - ausgesprochen
lecker! und mit zwei Blumensträußen auf dem Tisch...
Mein Toxy bekam neue Bremsbeläge und die längst fällige Wartung.
Mandal wird als die südlichste und sonnigste Stadt Norwegens bezeichnet (was
wir bestätigen können) und hat einen 800m langen Strand.
Luxus - Hütten auf dem Campground in Mandal
Die
North Sea Cycle Route verläuft zwischen Mandal und Farsund zu einem großen
Teil auf dem alten Postweg, der schwer und nicht ungefährlich zu befahren ist,
wenn man nicht gerade mit einem unbeladenen Mountain Bike unterwegs ist. Hier wählte
ich aufgrund des noch nicht verheilten Graniteinschlages in meiner linken Wade
eine Umgehung auf einer normalen Straße. Vorsicht; am Schluss des alten
Postweges blockiert eine Panzersperrenartige Barriere die Weiterfahrt und man
muss absteigen und das bepackte Rad kompliziert um die Sperre
herumwursteln. Solch unsägliche Bauwerke gibt es leider in jedem Land auf
der gesamten NSCR Strecke: stellen Sie sich vor, Sie würden im Auto auf
einer Europa Straße fahren und müssten ständig anhalten und Ihr Auto
schieben...
In Farsund nahmen wir mit frierenden Knochen und knurrenden Mägen an einem
langen Event teil, welches von der Nachtwächterin moderiert wurde. Vorsichtig
fragte ich, ob wir uns irgendwo ein paar Fritten und heißen Kakao kaufen könnten,
weil uns kalt war. Besser nicht, war die Antwort. Einer unserer Local
Guides, die uns abgeholt und das letzte Stück nach Farsund geleitet hatten würde
für uns kochen und es würde noch ca. 30 Minuten dauern. Nun denn, als warten.
Die Nachtwächterin führte uns dann mit Petroleumlampe und Morgenstern zu einem
eher unscheinbaren Restaurant. Drinnen war es aber nicht mehr unscheinbar und es
stellte sich heraus, das unser netter, ausdauernder Guide der Chef des nobelsten
Restaurants von Farsund war und es ihm eine Freude war, für eine Handvoll mit
europäischem Auftrag weitgereister Pedalritter leckere Magenfüller und
Gaumenschmeichler zu kochen. Der Abend dort war lustig, herzlich und sehr flüssig,
mit den Erzeugnissen bester spanischer Reben.
Die Nachtwächterin von Farsund bei ihrer Ansprache
Nach diesem Crash ließ ich die Kinder fahren und schob mein Rad durch die übelsten
Wegabschnitte. Die folgende Aufholjagd zur Gruppe war wegen des satten Rückenwindes
ein Vergnügen. Als wir Lista Fyr passierten, hatten uns die Kinder schon wieder
verlassen. Entlang der Wasser von Listafjord, Eidsfjord und Fedafjord fuhren wir
dem Lunch in Liknes/ Kvinesdal entgegen.
Foto: Chris Heymans
Die North Sea Cycle Route bei Lista
Vor
dem Mittagessen in Liknes standen aber noch die offiziellen Speeches von
Ordfører, Touristchef, Kulturmanager und uns selbst. Nach dem Essen verhinderte
Core Rider Dorothee mit blitzartiger Reaktion einen Großbrand durch eine
entflammte Serviette.
Dann ging es weiter nach Südwesten, am Fedafjord entlang. Der Ort Feda selbst
liegt malerisch mit bunten Bootsschuppen an einer Nische des Fjordes. Im
weiteren Verlauf präsentiert sich die Strecke mit waldiger Landschaft, in
welcher bildschöne Seen liegen. Nach 90 Kilometern kamen wir recht spät und
erschöpft durch Wind, Steigungen und derber Schotterpisten in Flekkefjord an.
Foto: Chris Heymans
Landschaft bei Flekkefjord
Der
Bürgermeister selbst hatte uns über die letzten Kilometer Gravel - Piste geführt.Wir
hatten nur 30 Minuten Zeit, unsere Zimmer zu beziehen uns umzuziehen, dann
wartete die Reception des Abends auf uns. Der Chef des Touristbüros und der
Ordfører taten geheimnisvoll und teilten uns in zwei Gruppen, welche zu Fuß
gehen, bzw. Boot fahren sollten. Ich war in der Bootsgruppe und konnte mit
Angel und Kristian eine entspannende Tour durch den Hafen und den Kanal zum
Grisefjorden genießen. Nach einer Rundfahrt im Fjord legten wir an einem
Bootshaus an und konnten uns eine Sammlung alter Bootsmotoren, Mopeds und natürlich
Fahrrädern anschauen. Hier sollten wir uns mit der anderen Gruppe treffen, um
gemeinsam mit unseren Gastgebern im Freien zu tafeln. Sie kamen zu Fuß und mit
sehr breitem Grinsen, ohne uns zu berichten, wie sie gekommen waren. Es war
bereits 21.00 Uhr und nicht mehr warm, aber das waren wir ja gewohnt: it`s
hardly possibel to be a harder man like a Core Rider. Die von der Frau
des Bürgermeisters selbstgemachte Lachssuppe war wohlschmeckend, heiß und mit
dem selbstgebackenen Brot sehr sättigend. Als wir uns mit großen Handlampen
bewaffnet auf den Weg machten, kündigte sich die Abenddämmerung an. Und dann
sahen wir, wie wir in den Ort zurückkommen würden: Skinnesykkling in
Flekkefjord! Mit drei Fahrraddraisinen fuhren unsere Gastgeber mit uns mehrere
Kilometer über Hügel und durch Tunnel auf einem stillgelegten Bahngleis nach
Flekkefjord zurück. Wir traten begeistert in die Pedale und so wurden wir
wieder warm. Dieses einmalige Erlebnis sollten Sie sich keinesfalls entgehen
lassen!
Ein anstrengender Aufstieg im Nebel und eine rasante Abfahrt im Sonnenschein
(63,5 km/h!) brachte uns am folgenden Tag nach Åna Sira, dem Grenzdorf, wo
die Provinz Rogaland
beginnt. Die Rogaland Fylkeskommune ist Projektleiter des Projektes North
Sea Cycle Route, entsprechend war der Empfang dort. Zweimal fuhren wir
Fotogerecht über die Brücke vor dem Ort. Der Planungsgruppe, der North Sea
Cycle Route und uns zu Ehren war in Åna Sira ein Volksfest in Gang. Lachsbrötchen
mit Meerettichsahne, Kaffee, heiße Schokolade und maritime Musik zu Ehren der
Idee des transeuropäischen Radreisens!
275 Höhenmeter sind geschafft!
Serpentinenreich
ging es danach durch eine faszinierende Felsenlandschaft zum Jøssingfjord
hinunter.
Unten am Ufer des Fjordes angekommen, lies Per an einem unscheinbaren Denkmal
halten und erklärte kurz den Hintergrund.
Im Februar 1940 flüchtete das deutsche Versorgungsschiff
Altmark, verfolgt von Teilen der britischen Seestreitkräfte, in den Jøssingfjord.
Norwegen war zu dieser Zeit noch politisch neutral. Am 16.02.1940 folgte ein
britischer Zerstörer der Altmark bis an diese Stelle und die Besatzung
enterte das Schiff um britische Kriegsgefangene zu befreien. Es kam bei dem
Gefecht zu Toten und Verletzten auf beiden Seiten; für die Gefallenen steht
heute dieses Denkmal am Ufer des Jøssingfjordes. Winston Churchill hatte damals
klar die Neutralität Norwegens verletzt, was das Ende dieser Neutralität
bedeutete.
Das Wirken Churchills sollte uns auf unserer Fahrt später noch einmal
begegnen.
Am Ende des Fjordes können Sie dann die beiden uralten Holzhäuser von Helleren
besichtigen, die seit ca. 300 Jahren keinen Niederschlag über sich ergehen
lassen brauchten, weil sie unter einem Felsüberhang stehen.
Danach beginnt der zweite harte Aufstieg. Vergessen Sie aber nicht einen kurzen
Stop auf dem Rastplatz hinter dem Tunnel zu machen. Hier haben sie einen schönen
Blick auf den Fjord und können sich viele informative Schautafeln ansehen.
Nach ca. 10km erreicht man dann das augenfreundliche Örtchen
Sogndalstrand mit einem Cafè, in dem Sie sehr gute Erzeugnisse der örtlichen
Konditoren - Kunst probieren können.
Die
Fahrt über den Königsweg von Varhaug nach Sele wurde durch starken Regen und
Gegenwind erschwert. Highlight bei diesem Schietwetter war aber der sehr gute
Kuchen im alten Pastorat von Hå. Ein kurzes Stück hinter dem Pastorat überquerten
wir ein reißendes Flüsschen auf einer regenrutschigen und windgebeutelten
Holzhängebrücke, es muss ein filmreifes Bild gewesen sein. In Sele nahmen wir
dann an der kältesten und nassesten Beachparty teil, wobei die Nässe als
kalter Dauerregen von oben kam und die Kälte in Form des starken Nordwestwindes
die Einnahmen der Würstchenbuden und Heißgetränkeverkäufer in die Höhe
trieb.
Chris Heymans, Mitarbeiter der Planungsgruppe, der die NSCR zweimal komplett
zwecks Kartierung und Beschreibung abgeradelt hat, sorgte persönlich dafür,
das wir in der wohlgeheizten Hütte auf dem Campground in Sandnes schnell und
wohlbehalten ankamen. Der Campingplatzchef steckte unsere nassen Sachen for
free in den Wäschetrockner. Abends gab es ein wenig spektakuläres
Resteessen, mit allen Reserven, die unsere Packtaschen hergaben.
Auf
dem Weg von dort, zum Teil auf einem neuen Gravel - Abschnitt der NSCR ,
besserte sich das Wetter zusehends und es ging über Randaberg zum Ferryterminal
in Mekjarvik. Wir warteten auf die Fjordfähre, die uns über den Boknafjorden
nach Skudeneshavn bringen sollte.
Core Rider Roald Haaland und Peer Frøyland Pallesen mit unseren Local Guides auf der Fähre
Ein
Delphin begrüßte uns im Hafen von Skudeneshavn, wo das Restaurant war, in dem
unsere norwegischen Freunde uns zum abendlichen Dinner einluden.
In Åkrehamn feierten wir mit Blick auf die Insel Utsira unsere 2500 NSCR -
Kilometer. Sechsunddreißig Tage waren wir jetzt auf den Rädern und 1000
Kilometer lagen noch vor uns; am 23.Juni sollten wir in Aberdeen eintreffen.
Es ging auf einer Haarsträubenden Schotterpiste weiter nach Avaldsnes. Angel
sagte nur ein Wort: Survival!...
Bei einer Pause in Avaldsnes an der Olavskirke zeigten uns richtige Wikinger,
wie sie damals lebten. Einen originalen kulinarischen Eindruck bekamen durch
eine auf dem Lagerfeuer gekochte Wikinger Gemüsesuppe mit frischgebackenem
Wikingerbrot: Lecker! Während der Pause konnten wir uns an der Kirchenmauer so
richtig schön die warme Sonne auf den Pelz brennen lassen...
In Opposition zu dieser Ruhe empfing uns vor unserem Etappenziel Haugesund eine
wilde und martialisch aussehende Motorradfahrergruppe mit bulligen, kultigen
Harley Davidsons. Die wilde Truppe führte uns in den Hafen, wo wir nach dem
Empfang mit Lachs in allen Variationen bewirtet wurden. Nach umfassenden
Wartungsarbeiten an meinem Fahrrad vor dem Hotel schaffte ich es gerade noch zu
einem Konzert zu gehen, zu dem wir eingeladen waren.
Bei dem anschließenden Spaziergang am Hafen entdeckte
ich ein Stück Geschichte der Stadt Elmshorn:
Am Kai lag von ca. 27jähriger, schwerer Offshore - Arbeit gezeichnet,
der Hochseeschlepper Bison, dessen Stapellauf in Elmshorn ich damals miterlebt
hatte. Später, am Ausrüstungskai in Glückstadt, erklärte mir ein
norwegischer Seemann die technischen Einrichtungen des Schleppers.
I don`t like Bridges, i like Ferrys. Das ich Fähren lieber mag als Brücken
wurde mir schlagartig klar, als wir die schwingenden Brücken zwischen den
Inseln Bømlo und Stord überquerten. Die größte Brücke schwingt nämlich ca.
50cm auf und ab, wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung kommt. Die Geräusche,
welche die Brücke dabei macht, sind entsprechend. Jedenfalls konnte ich auf
dieser Brücke nicht fahren und musste schieben. Später hatte ich die Möglichkeit,
mit einem der Ingenieure zu sprechen, der an der Brücke mitgebaut hatte. Er
meinte, die Statik des Bauwerkes würde diese Art der Belastung ohne Probleme
durchstehen. Weil es aber unangenehm ist, wird demnächst mit Arbeiten begonnen,
die diese Schwingungen unterbinden.
Blick auf den Stokksund
Blick über den Bjørnafjord auf die schneebedeckten Gipfel des Folgefonn
Nach
einem Empfang in Os radelten wir bis zu der Kirche in Fana, wo der Radweg auf
einer alten, asphaltierten Bahntrasse direkt nach Bergen geht. Hat man die
modernen Surroundings Bergens hinter sich gebracht entfaltet die Innenstadt mit
ihren typischen Architekturen ihren Reiz, dem sich selbst ein notorischer Städte
Hasser wie ich nicht entziehen kann. Abends war dann unser Abschieds -
Dinner, denn unsere Fähre sollte uns am folgenden Tag auf die Shetland - Inseln
bringen.
Weil die Fähre erst am frühen Nachmittag fuhr, hatte ich noch genug Zeit, ein
Paket mit Geschenken, Informationen und anderem zur Post zu bringen, das Fahrrad
zu warten und über den Wochenmarkt am Hafen zu bummeln. Hier traf ich auch
Angel, der den Tag auch so ruhig angehen ließ. Wie Zugvögel trafen nach und
nach die Core Rider am Ferry - Terminal ein und witzelten über die
relativ kleine Fähre, die uns ca. 400 km über den Atlantik schippern
sollte.
Tyske Bryggen, historische Meile im Hafen von Bergen...
...Grund genug für Angel, hier Fotos zu machen.
Blick über den Hafen zur Stadt
Hafenimpressionen
Es
folgte die übliche Prozedur mit einchecken, Fahrräder festzurren u.s.w.
Langsam verschwand die Küste des europäischen Kontinents im Dunst und ein
malerischer Sonnenuntergang über der Nordsee lies uns Richtung Shetland
blicken.
Bergen - letzter Blick zurück auf den europäischen Kontinent...
...und vorwärts, Richtung Shetland, über den weiten Nordatlantik mit den Oilriggs...